Bericht der Jungwächter:
Unsere kleinen „barmherzigen Samariter“
„Passt gut auf, dass ihr nicht unter die Räder kommt“, stand in der deutlichen Handschrift unseres ADWA-Leiters Michi auf dem Zettel, der neben dem ersten Etappenziel für unser Kobra-Orientierungstraining und Fahrplänen in einem verschließbaren Gefrierbeutel steckten. Wir – das sind also wir Jungwächter bis 10 Jahren. Klar, Sara und Robert vom Leiter-Team waren auch bei uns – für den Fall der Fälle.
Als wir nach Fahrten mit der U1 und dem Regionalbus 125 schließlich in der Station Stammersdorfer Straße/Postamt ankamen, suchten wir eine ganze Weile nach einem weiteren Gefrierbeutel mit dem charakteristischen roten Verschluss, bis sich der gutgemeinte Ermahnung als entscheidender Hinweis für dessen Versteck bei den Rädern eines alten Leiterwagens entpuppte. „Herrenholz“ hieß das nächste Etappenziel, das wir mit dem Morse-Alphabet erst mühsam entziffern mussten. Endlich konnten wir unser Gepäck – Proviantrucksack samt Liegematte und Schlafsack – schultern und losmarschieren. Über den Stammersdorfer Friedhof (huhuuu!) ging es bei herbstlichem Sonnenschein zwischen Weingärten immer leicht bergauf – dem Wald zu, der eben „Herrenholz“ genannt wird.
Immer wieder mussten wir anhalten: Die Karte mit dem Kompass „einnorden“ (also nach Norden ausrichten), den Standort bestimmen, den richtigen Weg finden.
Aber es gab da noch andere Herausforderungen: Immerhin waren Schnellere und Langsamere unter uns, Kinder mit mehr oder weniger Gepäck, Buben und Mädchen. Da galt es oft, zusammen zu warten, den schwächeren Kindern auch schon einmal den Rucksack ein Stück tragen, Trinkwasser teilen, aufeinander achthaben. Aber ganz besonders gut haben wir uns gefühlt, als wir der völlig ermatteten Mutter eines Mädchens mit Wasser aushelfen konnten. Sie hat sich immer wieder bei uns bedankt und sich sehr gefreut, als sie dann wieder mit ihrem Rad weiterfahren konnte.
Als wir dann in der Abenddämmerung schließlich auf der Zieselwiese am Bisamberg – unserem Nachtlager – ankamen, stellten wir fest, dass wir noch VOR der Gruppe der älteren Wächtern da waren, die zugegebener Maßen einen schwierigeren Weg gegangen waren.
Jedenfalls war das alles ein tolles Erlebnis!
Bericht der Wächter:
„Ja und wohin geh’n wir jetzt?“ Eine Frage, die an diesem Tag nicht nur einmal zu hören war.
Alles begann mit einem Zettel, auf dem wir zum Bahnhof Langenzerdorf geschickt wurden. Die Straßenbahn und danach die S-Bahn ermöglichten es uns, diese kurze Reise in einer dementsprechend kurzen Zeit zu absolvieren. Während einer Wartepause am Bahnhof Floridsdorf machten wir die Bekanntschaft eines anderen Pfadfinders – der sein Tuch leider um keinen Preis der Welt mit einem anderen tauschen wollte. Am Bahnhof Langenzersdorf angekommen, begannen bereits die ersten Schwierigkeiten: wo ist bitte schön das Schwammerl? Und wie finde ich einen Punkt auf einer Karte?
Während unsere fleißigen Wächter am Werk waren, den Weg auf der beim Schwammerl versteckten Karte zu finden, leistete uns ein äußerst erfinderischer Mann Gesellschaft, der durch seine geniale, kreative Erfindungsgabe eine Plastikstange auf seinem Hut befestigt hatte und so als Ziel zum Ringewerfen diente.
Danach hieß es „Auf Wiedersehn Schwammerl!“ und „Hallo Bisamberg!“ Wir marschierten ein kurzes Stück durch Langenzersdorf und kamen dann zu einem Waldweg, der sich schnell in einen schmalen Pfad umwandelte. Durch Wald und Büsche ging es nun bergauf.
Die Entfernung zwischen dem Ersten und Letzten vergrößerte sich schnell und nachdem die ersten bereits eine fünfminütige Pause eingelegt hatten, durften auch die letzten diesem Glück frönen.
Was kommt nach der Plackerei nach oben? Natürlich das fröhliche Rutschen nach unten. Nachdem wir den Anstieg zur Elisabethhöhe am Bisamberg geschafft hatten, ging es gleich wieder den Hügel hinunter, wo wir bei einer Grotte und einem sprechenden Fass die nächste Pause einlegten, um eine Botschaft mit Morsezeichen zu entschlüsseln.
Da wir unser Essen bis dahin noch nicht gefunden hatten, dienten uns Apfelbäume in einem kleinen Park als Nahrungsquelle. Das sprechende Fass begeisterte einige unserer ADWArianer so sehr, dass sie gleich fünf Mal den Knopf dürckten um der geheimnissvollen Stimme zu lauschen. Nach dem Entschlüsseln der Botschaft kam die entscheidende Wende: für den Großteil unserer Mannschaft endete der Fußmarsch – zumindest für eine kurze Zeit - und sie wurden mit dem Auto zum nächsten Punkt chauffiert. Eine kleine Gruppe von wackeren Bergsteigern wagte jedoch noch einmal den Anstieg – und kamen sogar beinahe gleichzeitig mit der ersten Autofuhre am Parkplatz Gamshöhe an. Was sagt man dazu!
Nachdem wir wieder alle beisammen waren, hieß es das Essen zu finden. Wo unser lieber ADWA-Leiter die Kiste mit dem wertvollen Inhalt versteckt hatte, konnten wir nach einer ca. 15 Minuten langen Suche schließlich herausfinden: unweit einer kleinen Kapelle mitten im Wald. Als Zuckerl – weil wir bereits so viel gegangen waren, durften wir bis zu unserem endgültigen Treffpunkt, wo wir auch schlafen sollten, ohne Gepäck weitermarschieren.
Auf dem Weg dorthin verliefen wir uns leider, kamen aber gerade noch vor Sonnenuntergang auf der Zieselwiese am Bisamberg an, wo uns die Jungwächtergruppe bereits seit einer Stunde erwartete. Ein wunderschöner Anblick bot sich uns dar: vor uns lag Wien, die Abendbeleuchtung bereits eingeschaltet. Bunte Lichter überall und die Größe dieser Stadt – auch wenn sie eine der kleinsten Großstädte dieser Welt ist – waren beeindruckend. Erschöpft aber doch fröhlich und nachdem wir unsere Schlafplätze hergerichtet hatten, gab es noch eine kurze Abendandacht und danach wurde gegessen. Als kleines Zuckerl erhielten unsere tüchtigen ADWArianer Doppelkekse und Pombären. So schnell konnten wir gar nicht schauen, waren die Packungen schon leer. Nachdem sich alle in ihre Schlafsäcke gelegt hatten verging nicht einmal eine halbe Stunde und wir als Leiter hörten nur noch mehr das Rauschen des Windes.
Der nächste Morgen begann mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über Wien und dem Bisamberg. Nach einer Morgenandacht, Liedersingen und einem ausgiebigen Frühstück ging es dann bergab Richtung Straßenbahn. Um 10.30 Uhr durften dann alle Eltern ihre Kinder bei der Gemeinde Kagran wieder in die Arme schließen.
Es war ein wunderbares Erlebnis! Ich kann nur sagen: Auf ein Neues!